Nachtsichtgerät und Wolfskultur

01.11.2016 - , BM

Nachtsichtgerät und WolfskulturEdison hat eine künstliche Lichtquelle entwickelt, er hat die Glühbirne patentiert, das hat vieles verändert, denn nun konnte man auch nachts arbeiten statt ruhen.

Für diejenigen die seither regelmäßig nachts arbeiten müssen, bringt das viele Nachteile mit sich. Die Nachtsichttechnik Edisons erhellte also nicht nur die Nacht, sondern brachte auch mehr Schatten. Man kann nun darüber denken wie man will, eines ist jedoch sicher: Die Glühbirne ist nicht mehr zurück erfindbar, ist nicht mehr unerfunden zu machen und es ist viel schwieriger das Licht auszulassen statt es anzumachen.

Des Jägers Nachtsichttechnik steht zur Verfügung, ist jedoch in Verbindung mit seinem Werkzeug, seinem Feuerrohr, noch verboten.

Es gibt nicht wenige welche eine grundsätzliche Abschaffung dieses Verbotes fordern. Man sollte indessen bedenken, dass dies auch Nachteile für alle Beteiligten mit sich bringt – für den Jäger und das Wild, denn dann wäre auch dessen störungsarme Zeit dahin. Ein Jäger könnte bedingt selbst entscheiden ob er das Licht anmacht oder nicht. Das Wild hat diese Entscheidung nicht, es ist 24/24 betroffen.

Wenn wir als originäre Jäger kulturell sein wollen, dann sollten wir vermeiden unseren persönlichen Egoismen oder naiven Euphorien zu folgen. Wir sollten vor allem an diejenigen denken, um die es uns geht. Als Kulturträger sollten wir in der Lage sein, für andere in deren und unserem Sinne zu entscheiden.

Wir treffen nur dann eine kulturelle und damit eine effizient Entscheidung, wenn langfristig beide Parteien gewinnen. Wesensgemäß braucht sowohl der Jäger wie der Gejagte eine störungsarme Nachtzeit für seine optimale Entwicklung - sowohl individuell wie auch allgemein.

Dies sei im Folgenden näher erläutert:

Weil der Mensch aus der Natur die Kunst entwickelt, so ist eine Natur mit einer Abwesenheit des Menschen am ungestörtesten.
 
In der Natur haben die Prädatoren keine Wahl, sie stehen in der Nahrungskette über den Wiederkäuern und sind darum von diesen abhängig. Prädatoren, wie zum Beispiel Wölfe, jagen dann wenn die Chance auf Beute, zum Beispiel Rehe, am größten ist. Prädatoren haben also keine Wahl ob sie bei Tag oder Nacht jagen, sie jagen grundsätzlich dann wenn ihre Beute auf den Läufen ist.
 
Wiederkäuer ihrerseits sind ebenfalls ohne Wahl, sie müssen sich zur Nahrungsaufnahme dort aufhalten, wo ihre Nahrung wächst – bei Wiederkäueren also am allerwenigsten in Dickungen.
Wiederkäuer haben am Tag einen Sinn mehr zur Feindvermeidung zur Verfügung als in der Nacht - am Tag äugt es sich besser. Ihre artspezifischen Eigenschaften sind darum durch die Evolution grundsätzlich auf den Tag selektiert, sie haben ein besseres Tag- und Bewegungssehen. Sie haben darum am Tag einen Vorteil bezüglich einer räumlichen Integrität.
Wiederkäuer sind darum grundsätzlich mehr tag- als nachtaktiv, denn am Tag haben sie einen komparativen Vorteil.
Dadurch ergibt sich in der Natur, also unter Abwesenheit des modernen Menschen, für die Wiederkäuer keine ausschließliche Bejagung am Tag und keine absolut ruhige Nacht, sondern grundsätzlich eine erhöhte Bejagung durch ihre natürlichen Prädatoren bei Tag und eine relativ ruhige Nacht.
 
Nun haben wir aber in unseren Breiten schon lange keine Natur mehr, sondern wir haben eine Kulturlandschaft. Wir kultivieren unsere Wildbestände seit vielen Generationen – in unseren Breiten derzeit noch mit wenigen Wölfen. Der Mensch jagt indessen nicht wie ein Wolf, er jagt für das Wild grundsätzlich unsichtbar, er läuft nicht hinter seiner Beute her, er jagt auf Distanz und er jagt aufgrund seines Sehvermögens grundsätzlich bei Büchsenlicht. Das Wild wiederum kann vor seinem Jäger, dem Menschen, dann nicht weglaufen, wenn es diesen nicht wahr nimmt, ihn nicht äugt. Das Wild muss also bei einer starken Beunruhigung durch den Menschen vorwiegend dann äsen, wenn der Mensch einen komparativen Nachteil hat – also in der Nacht. Mit anderen Worten: In einer Kulturlandschaft mit einer hohen Beunruhigung durch den Menschen, ist das Wild entgegen seiner evolutionsbedingten Selektion nicht freiwillig, sondern notgedrungen nachtaktiv.
 
Kultur heißt nun, dass man demjenigen, den man fressen will, zunächst einmal Gutes tun muss, man muss ihm Lebensmöglichkeiten schaffen. Man muss ihn in freier Wildbahn hegen oder man muss ihn einsperren und ihn mästen, wenn man gut konditionierte Tiere und ordentliches Fleisch haben will – mit anderen Worten: Man muss dem Anderen ein möglichst wesensgemäßes Leben ermöglichen, damit dieser bei guter Kondition ist. Egal nun, ob man die Tiere in freier Wildbahn hegt oder ob man diese einsperrt: Die Tiere müssen ihre Primärbedürfnisse ordentlich befriedigen können, das Wild muss unter anderem ordentlich äsen, wiederkäuen, ruhen können.
 
Von einem aktuellen Zustand ausgehend, kann man dem Wild in unserer Kulturlandschaft nun mehrfach das Leben weiter verschlechtern: Man kann dem Wild, zu einer aktuellen tagaktiven Beunruhigung durch den Menschen, zusätzlich noch mit Nachtsichttechnik auf den Leib rücken. Und man kann dem Wild außerdem mit zusätzlichen Prädatoren das Leben erschweren. Beides, sowohl die Nachtsichttechnik für den Menschen als auch zusätzliche Prädatoren, sind darum keine kulturellen Fortschritte.
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