Der Wolf ist ein Kulturfluchtfolger

04.04.2017 - , BM

Tiere die durch eine Kulturlandschaft begünstigt werden und dort ihren Lebensraum finden, werden als Kulturfolger, als Hemerophile bezeichnet und können darum auch als Kulturindikatoren betrachtet werden.

Das Auerwild wird je nach Betrachtungsweise mal als Kulturfolger, mal als Kulturflüchter bezeichnet[1].

So wird auch über den Wolf diskutiert. Er sei laut einem großen deutschen Naturschutzbund kein Anzeiger von Wildnis, sondern er sei ein perfekter Kulturfolger. Von anderen hingegen wird er als Kulturflüchter beschrieben, der weite Räume und als Karnivore Großsäugetiere zur Beute benötige. So geht es nicht nur dem Wolf und dem Auerwild sondern auch vielen anderen Tierarten, man versucht sie in Schubladen zu stecken und zwar am liebsten in die eigenen.

Auch Ratten gelten als Kulturfolger. Es ist indessen fraglich ob dort wo deren Zahl zunimmt auch zunehmend kulturell gehandelt wird. Kulturfolger, Kulturflüchter hin oder her, der Begriff ist unerläutert völlig unbrauchbar weil scheinbar je nach Betrachtungsweise und Ideologie beliebig instrumentalisiert und bereits subjektiv wertend.

Man kann indessen feststellen, dass das Auerwild in den deutschen Auerwildgebieten abnehmend ist, die Bestände werden als gefährdet beschrieben. Der Wolf hingegen ist in Deutschland angekommen und breitet sich aus.

Nicht zuletzt das Auerwild ist also derzeit bei uns in Deutschland Flüchter – es flüchtet, verflüchtigt sich mit einer sich verflüchtigenden Kultur. Unser Kulturwandel scheint nicht in der Lage zu sein dem Auerwild und vielen anderen Tieren einen Lebensraum zu erhalten - ein kultureller Verlust.

Der Wolf hingegen ist bei uns in Deutschland derzeit Folger – er folgt einer Wolfskultur.

Beide, Auerwild wie Wolf, sind darum Indikatoren unseres Handelns als Folge unseres Denkens, sie zeigen uns an in welche kulturelle Richtung wir uns bewegen und so sind sie vielleicht sogar ein Indikator eines kollektiven Schwachsinns.



[1] Ein Leiter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg ist der Meinung das Auerwild sei Kulturfolger von großen, menschengemachten Wäldern. Hingegen wird das Auerwild beispielsweise vom Deutschen Jagdverband als Kulturflüchter bezeichnet. Vielleicht liegt der Irrtum darin, dass nicht unser Handeln, nicht Aktio, unsere Kultur, nicht der Mensch der Maßstab ist, sondern Reaktio, die Folgen die sich daraus ergeben. Ob also eine Handlung kulturell ist oder nicht entscheidet nicht der Mensch sondern die Natur, der Indikator ist die Biodiversität. Mit dieser Definition wäre jedenfalls eindeutig wer oder was Kultur- oder Unkulturfolger ist und wo eine Kultur ab- oder zunimmt.

 

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