Von Schädlingen und Nützlingen

09.06.2016 - , BM

Von Schädlingen und NützlingenEin Wort ist ein Ausdruck eines Fühlens. Ein Wort ist ein Beginn eines gemeinsamen Handelns. Ein wohl gewähltes Wort ist darum ein Beginn eines gemeinschaftlichen, kulturellen Handelns. Ein kulturelles Handeln ist existentiell, denn es schafft Lebensmöglichkeiten.

Etwa seit der Industrialisierung unterscheiden wir in unserer allgemeinen Sprache Schädlinge und Nützlinge. Seit dieser Zeit benennen wir nicht nur so, sondern haben auch zunehmend die Möglichkeit ein solches Denken flächendeckend in ein Handeln umzusetzen. Seit dieser Zeit vertilgen wir mit zunehmender Macht die Schädlinge, solche die uns lästig sind, solche die uns ans Geld gehen. Seit dieser Zeit ist zu beobachten, dass eine taxonometrische Biodiversität stark rückgängig ist und die Welt kein allgemein besserer Lebensort geworden ist. Mit einem solchen Denken und Handeln hat eine Vielfalt des Lebens auf der Erde abgenommen und weicht einer Einfalt.

Eine abnehmende Biodiversität, eine abnehmende Vielfalt des Lebens, ist ein Zeichen eines weit verbreiteten kulturellen Niederganges. Wir haben mit der Industrialisierung, mit einer Reduktion einer allgemeinen Oekonomie auf eine Pekuniäroekonomie, mit einer Benennung von Schädlingen und Nützlingen, unseren kulturellen Höhepunkt überschritten und damit natürliche Vielfalt und Lebensmöglichkeiten verloren.

Weil sich die Welt, das Universum, nicht nach einem Lebenden richtet, sich nicht um diesen dreht, so ist es nicht möglich, dass einer ein Nützling und die anderen Schädlinge sind. Die Totalität des Seins ist perfekt, also kann auch kein Teil davon schädlich sein. Mit einem Denken und Handeln in Schädlingen und Nützlingen schädigen wir uns darum endlich selbst.

Will man kulturell sein, so ist dies nicht ein Konsumieren von Erzeugnissen, von Früchten eines kulturellen Handelns anderer, sondern das was man selbst für eine Lebensvielfalt tut. Pro Vita – für das Leben handeln ist darum die einzige Möglichkeit selbst kulturell zu sein. Kulturelles Handeln kann darum beschwerlich sein, verlangt gelegentlich einen Verzicht und kostet also Geld.

Kulturell zu sein und seine Lebensmöglichkeiten zu optimieren, fängt darum auch damit an auf einen erkannten Irrtum und auf selbstschädigende Worte zu verzichten. Ein Jäger als Kulturträger sollte darum Kraut, Tiere und Menschen nicht nach Schädlingen und Nützlingen unterteilen, sondern sich um deren Eigenschaften bemühen und sie ansprechen, er sollte die Jägersprache pflegen und sich nach ihr richten.

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