Bleimunition
05.01.2013 - , BM
Sehr geehrter Herr Drösser,
ich halte Ihren Artikel bezüglich des Bleischrotes für unsachlich und der ZEIT für unangemessen. Sie benutzen Vokabeln, die einer seriösen, sachlichen Berichterstattung nicht anstehen – das scheint mir ein Novum in der ZEIT.
"Deutsche Jäger verballern jedes Jahr die unvorstellbare Menge von mehr als 1000 Tonnen Bleischrot. ..."
Jäger „ballern“ nicht, sie schießen bei der Jagdausübung und sie schießen auch auf dem Schießstand, um ihr Handwerkszeug möglichst sicher zu handhaben. Geballert wurde an Sylvester, es wurden dort zum aktuellen Jahreswechsel 2012/13 etwa 113 Millionen (113.000.000) Euro verbrannt.
Warum soll die Menge von 1.000 Tonnen unvorstellbar sein? Ist tausend eine große Zahl? Ein Hinweis: 1.000 Tonnen sind eine Million (1.000.000) kg – hört sich das nicht nach noch mehr an? Bei Bedarf auch in Gramm auszudrücken, was durchaus legitim wäre, den die Schrotkügelchen werden auch in Gramm gewogen.
Die deutschen Privathaushalte hatten laut STATISTIKA in den letzten Jahren einen durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch von reichlich über 36 Milliarden (36.000.000.000) Litern pro Jahr für ihre PKW, bis in die 80er Jahre handelte es sich um verbleite Kraftstoffe. Sind das große Zahlen? Können Sie sich diese Zahlen vorstellen? Wie steht es mit der Bleianreicherung aus diesen Altlasten und wie steht es mit der Belastung der Umwelt aus diesen und anderen Verbräuchen?
Sie schreiben, die Bleischrote seien weich und würden im Wildkörper weiter zersplittern ...
Die Tötungswirkung der Schrotgarbe ist vornehmlich nicht darauf zurück zu führen, dass das Blei tief in den Wildkörper eindringt und sich weiter zersplittert, vielmehr bewirken viele zeitgleiche Treffer auf der Körperoberfläche einen Schocktod des Wildes. Bei der richtigen Wahl der Schrote, werden diese überwiegend mit dem Balg abgezogen. Niemand muss Bleischrot mit essen wenn der Jäger die richtigen Schrote wählte und ein ordentlicher Koch etwaige, zerschossene Fleischpartien ausgeschnitten hat.
Die Verwendung von Blei bei der Munition hat ausschließlich ballistische Gründe. Blei hat eine hohe Dichte, ist also im Verhältnis zu seinem Volumen schwer. Die Tötungswirkung der Jagdmunition hat oberste Priorität. Inwieweit zukünftig auf das Schwermetall Blei bei der Jagd verzichtet und durch andere Schwermetalle ersetzt werden kann, müssen erst noch objektive Untersuchungen zeigen, die von den Jägern seit Jahren gefordert werden.
Sie wollen wissen dass, bei den Jägerfamilien über 50 mal pro Jahr Wild auf den Tisch kommt ...
Recht so! Denn dieses Wild hat frei gelebt und wurde nicht in Massentierhaltung oder auch nicht bei gemilderten Haftbedingungen aus „artgerechter Tierhaltung“ gewonnen. Woher wissen Sie aber, dass die Jägerfamilien 50 mal im Jahr Wild essen? Ich vermute Sie verwechseln den Schrotschuss mit dem Büchsenschuss, vermischen die Sachverhalte und haben sich journalistisch nicht ordentlich auf ihre Arbeit vorbereitet.
Die Jäger sind nicht für Blei, aber für eine sachliche Berichterstattung, die ihre Arbeit nicht unter einem despektierlichen Licht erscheinen lässt und die Wildpret als erstklassiges Lebensmittel nicht durch eine unsachliche Berichterstattung verunglimpft.
Quelle: DIE ZEIT, No. 2, vom 3. Januar 2013, Wissen, Seite 32
BM 1/2013