Warum noch jagen?
22.10.2016 - , BM
So unterschiedlich die Motivation zum Jagen individuell auch sein mag, endlich versorgt sich ein originärer Jäger und andere mit bestem Fleisch und natürlichen Produkten.
Es ist heute grundsätzlich nicht mehr notwendig, dass der Mensch Fleisch und Fisch durch originäre Jagd gewinnt, Menschen können heute auch mit Mastfleisch, Pflanzenkost und künstlich hergestellten Zusatzprodukten leben. Originäre Jagd ist indessen erforderlich wenn man Wildpret essen und wenn man einen gesunden Wildbestand in unserer Kulturlandschaft erhalten möchte – letzteres wird gelegentlich bei ideologischen Kritikern in Abrede gestellt.
Das allgemeinste Argument einer originären Jagd ist jedoch eine Ethik bei der natürliche Rückgebundenheit, Tradition und Ehrfurcht vor dem Leben nicht aufgegeben werden dürfen ohne dass unsere Ethik langfristig ihre sozialbildenden, lebenstauglichen Eigenschaften verliert – wer die Basis verliert fällt um. Wo aber soll eine nachhaltige, lebensförderliche Ethik herkommen?
Unsere Eltern und Lehrer können uns ermahnen was man tut und lässt, Priester können uns sagen wie wir uns gottgefällig verhalten sollen, man kann Bücher darüber lesen und doch wird so von Ethik nur berichtet, sie kommt nicht von dort.
Leben kommt durch Leben und ist vom Lebenden. Lebendes muss darum notwendig auch töten um zu sein. Da der Mensch Natur ist, so hängt sein Überleben langfristig auch von einer natürlichen Ethik ab, diese ist darum nicht beliebig, kommt aus der Natur und muss natürliche Gesetze abbilden. Wenn wir natürliche Gesetze missachten, dann strafen wir uns selbst, denn wir werden mit künstlichem, widernatürlichem Verhalten langfristig nicht sein können - eine lebenstaugliche Ethik muss lebensdienlich, natürlich, stringent sein.
Urproduktion, Naturnutzung, Naturerhalt, Kultur und Ethik sind untrennbar miteinander verbunden. Es kommt also bei allen Gesetzen die originäre Jagd betreffend darauf an, dass wir vor allem das andere Leben achten, denn nur durch dieses können wir sein. Wenn wir nur noch nach pekuniäroekonomischen Gesichtspunkten Entscheidungen treffen, dann werden wir in dem System das wir antreiben feststellen, dass wir selbst zu hohe Kosten verursachen.
Das Jagen muss darum einer Beschränkung unterliegen und wo eine individuelle Selbstbeschränkung fehlen könnte, dort müssen allgemeine Beschränkungen erlassen und gesichert werden. Es können darum die originären Jäger in unserer Gesellschaft nicht befragt werden was sie wollen, sondern sie müssen von ihrem Sozialverband zu einer reglementierten, originären Jagd legitimiert werden. Umgekehrt muss ein waidgerechter originärer Jäger auch verzichten können, er muss nein sagen können, er darf nicht alles tun was ihm erlaubt und angetragen wird, denn individuelles Verhalten kommt von innen und nicht von außen.
Geben wir diese natürlichen Prinzipien auf, nehmen der Jagd die Beschränkungen, dann geben wir die originäre Jagd auf. Wenn originäre Jagd nicht mehr ausgeübt wird, nicht mehr möglich sein wird, dann ist die Zeit des Menschen vorbei, dann ist der natürliche Künstler der aus der Natur kommt, mit seiner Kunst am Ende – das perpetuum mobile, der Wunschgedanke, bei dem sich Städte aus ihrem Abfall selbst aufbauen und bei dem Lebensmittel für den Natürlichen nur noch in Fabriken künstlich erzeugt werden soll, erscheint wie eine Geschichte von Münchhausen der sich am eigenen Schopf aus der Bredouille gezogen haben will.
Es gibt keinen Notausgang, es gibt keinen Umweg um existentielle Fragen, wir müssen uns diesen stellen. Zur Natürlichkeit gehört die originäre Jagd. Wenn die Notwendigkeit dazu abhanden gekommen scheint kann man diese individuell sinnvoll nur kulturell, beschränkt, mit Freude und Lebensbejahung ausüben. Allgemein muss die Jagd dazu kulturell sein. Die allgemein ausgeübte originäre Jagd ist darum nicht nur eine natürliche Lebensmittelbeschaffung sondern vor allem auch ein Spiegel unserer Kultur. Jäger sind also auch Kulturträger – oder eben nicht.
Fehlt einem Jäger diese Eigenschaft dann bezahlt er nur noch dafür, dass er jagen darf. Kommt diese Eigenschaft grundsätzlich abhanden, dann braucht man die Jäger nicht mehr und man ließe sie dann nur darum weiter jagen weil die Gesamtkosten einer solchen Jagd, für die die Jäger selber bezahlen, geringer sind als billigere, effizientere, technische oder biochemische Wildreduktionsmaßnahmen, welche dann die Allgemeinheit zu tragen hätte.
Die zentrale Frage lautet also: Duldet die Allgemeinheit noch originäre Jäger weil diese ein Wirtschaftsfaktor sind oder will sie Jäger weil diese vor allem kulturell handeln?
Originäre Jagd kann darum nur dann erhalten werden, wenn man die Jagdgründe erhält und das Handeln darin kulturell und damit beschränkt ist.