Zuverlässigkeit

27.11.2018 - , BM

ZuverlässigkeitJagen kostet Geld. Jäger müssen dafür bezahlen, dass man sie jagen lässt – so ist die Marktsituation.

Es gibt die Meinung, dass Jagd auch gemeinnützig sei, dass Jagd Gutes täte und in vielerlei Hinsicht auch für andere nützlich sei. Gleichwohl müssen Jäger Wildpret mit betriebswirtschaftlichem Verlust verkaufen. Genauer betrachtet, müssen Jäger Wildpret anderen antragen, denn der Marktpreis ist niedriger als die Selbstkosten. Man kann es auch so beschreiben, dass Jagdbeute Jägern negativen Deckungsbeitrag erzeugt, Opportunitätskosten ihrer Passion verursacht. Wildpret als originäres Ziel der Jagd ist also in unserer Gesellschaft Abfall – das was bei der Jagd abfällt. Jäger jagen, weil sie nicht vom Jagen lassen können und oder weil sie keine Betriebswirte sind die in Geldeinheiten denken.

Insgesamt eine sehr bedenkliche, unvornehme Situation. Wer oder was aber ist nun nicht vornehm? Sind es die Jäger, weil sie gegen die Marktsituation handeln, weil sie gegen den Strom schwimmen? Sind es wir alle, weil wir der Markt sind? Oder sind wir es als Souverän, der manch fragliche Gebühren erlässt, nimmt was er bekommen kann, zu einem Marktteilnehmer wird? Bürger als Beute des Staates? Jäger als Gejagte?

Vielleicht sind Jäger auch nur einfältige Helden von gestern, solche die noch nicht gemerkt haben, dass man sie nicht wegen ihrer Arbeit, sondern wegen ihres Geldes gewähren lässt. Man fordert Jäger nicht, sondern man duldet und behindert sie indem man von ihnen nicht Wildpret, nicht bestes Lebensmittel fordert, sondern Geld, sie dafür jagen dürfen und schließlich ihren Abfall los werden müssen. Wenn Not am Mann ist, wird auch mehr Strecke gefordert. Zum Beispiel aber bei der Afrikanischen Schweinepest oder bei Wildschadensdiskussionen geht es nicht um Wildpret als Lebensmittel, sondern um Schutz von fragwürdiger, hochsubventionierter Massentierhaltung, um Vermeidung drohender finanzieller Verluste. Jäger sollen dann mit ihrer Büchse retten, was nicht zu retten ist. Die Marktlage nötigt Jäger gegen ihr Selbstverständnis zu handeln, ein gesellschaftlicher Verlust an Natürlichkeit.

Initiativen zur Verbesserung der Wildpretvermarktung zeigen, dass dieses Problem erkannt wurde aber nicht beseitigt werden kann, denn das würde unsere Gesellschaft umkrempeln: Markt ist nun einmal Markt – ein zuverlässiger Spiegel unserer Ethik. Was wir indessen ändern könnten, das wäre die Erleichterung von behördlichen Hindernissen und Gebühren.

Wer aber ist „wir“?

Wir sind eine Unbestimmtheit, die in der Geschichte treibt – darin sind wir zuverlässig. Jäger die darüber nicht traurig werden wollen, sollten sich ständig vergegenwärtigen, dass Wild heilig ist. Sein Vorhandensein, sein Leben, seine Existenz, wie sein Fleisch als Braten, ist unser Leben. Wir sind nicht durch Geld, sondern wir können nur durch und mit anderem Leben sein. Wir sind abhängig. Wir hängen am seidenen Faden der Verantwortung, die mit Stringenz unserer Erkenntnis folgt.

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