Naturschutz
23.01.2019 - , BM
Bei globalem Wettbewerb können indessen Volkswirtschaften nur bedingt und mit Vorsicht auf Umwandlung von Natur in Kunst verzichten, Natur- und Umweltschutz kosten Geld, verlangen Verzicht auf finanziellen Wohlstand, könnten Wettbewerbsverluste, Produktivitätseinbrüche zur Folge haben. In Städten, dort wo Natur bereits weitgehend in Künstliches umgewandelt wurde, dort wo finanzieller Wohlstand entsteht, sollte anders gehandelt werden, als in unbebauter, naturnaher Landschaft. Natur kann ohne finanzielle Wohlstandseinbußen nur dann relativen Schutz erfahren, wenn menschliches Wirtschaften in urbanen Zonen intensiviert und in Landschaft extensiviert wird, so dass per saldo weniger Natur in Kunst umgewandelt wird und vorhandene Kunst wirkungsvoller zu Ende genutzt wird bevor belastender Müll daraus wird.
Privatwirtschaft kann bei vollständiger Konkurrenz negative externe Effekte nur bedingt, nur mit staatlicher Repression, mit Geboten und Verboten dann minimieren, wenn die Produzentenrente dafür groß genug ist – bei existenziellen Problemen ist Umweltschutz nachgeordnet. Kapitalistischem, unreglementiertem Handeln folgt darum Maximalnutzung von externen Ressourcen, von anscheinend kostenloser Umwelt. Freiwilliger Verzicht ist also eine Frage von Bewusstsein und Zeitpräferenz, ist kulturelle Selbstkontrolle.
Kapitalistisches Handeln ist ein Naturgesetz. Man betrachte zum Beispiel Schafe auf einer Weide, sie denken nicht an Schonung ihrer Weidegrundlagen. Sie handeln innerhalb ihrer Umzäunung natürlich, fressen vorne nach Lust und Laune und lösen sich hinten ebenso nonchalant obwohl das ihr Futter weder verbessert, noch sie länger zuträglich davon leben können. Wenn abgeweidet ist, ist abgeweidet, dann blöken sie. Nachhaltige Schafhaltung, das was Schafe wann und wo fressen, Schafsreglementierung, muss darum von Schäfern extern vorgegeben werden. Schäfer entscheiden wo Schafe ihrem Tun ungehindert nachgehen dürfen und wo sie eingeschränkt werden, dazu müssen Schäfer kulturell, bewusst, integrer denken und handeln.
Kulturell motivierter Verzicht zugunsten des Lebens muss daher vor allem dort geübt werden, wo kapitalistisches Handeln, wo Maximalnutzung von Natur, von Externem, von Umwelt reglementiert werden soll – in unbebauter Landschaft.
Dazu gibt es zwei prinzipielle Möglichkeiten:
- Internalisierung: Erzeugung eines anderen Bewusstseins bei den Akteuren, indem Umwelt als Mitwelt erkannt wird. Eine Folge davon ist partieller, temporärer, freiwilliger Verzicht auf Maximalnutzung.
- Repression: Staatliche Einschränkung durch Vorgabe von Zulässigkeiten, durch Gebote und Verbote.
Ersteres stellt Systemdenken in Frage. Beides stellt sowohl individuelles wie staatliches Eigentumsdenken mit beliebigem Handeln in Frage und fordert nachhaltiges, kulturelles, situationsangepasstes Verwaltungsdenken. Ersteres, anderes Denken, andere Ethik ist billiger als letzteres.